einige notizen zu meiner arbeit und zu dieser website

der zeichenschrank

An zufällig oder zielgerichtet in meine netzpräsenz gelangte
www flaneure, passants, wandernde:

Stell dir vor, du kannst unbeobachtet an meinen zeichenschrank und unbehelligt drin rumstöbern: das ist so ungefähr die idee meines internetraumes.

Über rückmeldungen bin ich erfreut, gelegentlich antworte ich auch.

falk

Das Dickicht 

Das kann ich jetzt zu meiner arbeit sagen: wird mein fokus
auf etwas gelenkt, interessieren mich die unscharfen ränder
und das durch den fokus ausgegrenzte. Defokussiere ich,
binden kleine, naive eindeutigkeiten meine aufmerksamkeit.

Wird die aussagegestalt weit gelöst von ihrem anlass
in nicht eindeutig fassbaren wirrungen entdeckt,
erregen behauptungen meine neugier.

„das bild energetisieren“ „bezugssysteme relativieren“
„das begreifen vitalisieren“ „fassen: blöd verblockte hirnpampe,
verstockt versauerte kulturverwertungsregularien, zweckverkrampfte
utilitarier [-female-male-shemale-] in dauerndem kostümwechsel
befehdet mit anarchonostalgikern und gemütsfettglänzenden
konsenspathetikern.“
So nur einige beliebige interimskommandozeilen die zu reflektieren,
ad acta zu kompostieren teil meiner verdaungsarbeit ist...

das gestrüpp verstehen: hier führen die bewährten positivistischen
separationstechniken nur in wohlgeordnet vertraute irre
(und hirt und wächter für dies und jenseitiges warnen
engraumroutiniert vor hecken und flirrenden lichtern)

Selbst struppig sein und trotzdem nicht verheddert –
das ist meine arbeit. (hoffnungsvoll verwirrt behauptet)

berlin 2006/2007


[...] I love stupid ideas. I love to do something that's just a concept that's so ridiculous, and so naive, that nobody would ever do it. I find that what is most satisfying is to be your real self. To be a fake self, or to make yourself an image of an artist is not good. I am intelligent, so I don't have to do intelligent work. I'm not stupid; the work will be intelligent just by virtue of coming from my specific way of being. That's all. [.]
St.Clair Cemin interviewed by David Joselit 1988

[...] Ich liebe dumme Ideen. Ich liebe es, Dinge zu tun, die vom Konzept her so lächerlich und naiv sind, daß niemand sonst auf den Gedanken gekommen wäre, so etwas zu tun. Ich finde, was am meisten befriedigt, ist, dein wirkliches Selbst zu sein. Ein vorgetäuschtes Selbst zu sein, oder dich zu dem Image eines Künstlers zu machen, ist nicht gut. Ich bin klug, da muß ich keine kluge Arbeit machen. Ich bin nicht dumm; die Arbeit wird also einfach deshalb klug sein, weil sie in meiner bestimmten Art des Seins gegründet ist. Das ist alles. [.]
St.Clair Cemin in einem Interview mit David Joselit 1988 in
"THE BINATIONAL - Amerikanische Kunst d. späten 80er Jahre." translat:falk

[...] Eine unbestimmte ENERGIE wird über das Moment der BEWEGUNG in eine bestimmte FORM gebracht, das ist ein Prozeß.Es ist ein einfaches Gesetz: Ich greife in ein unbestimmtes MATERIAL, Fett oder Ton, und durch eine bestimmte Bewegung bringe ich das in eine FORM. Es ist auch wichtig, daß man diese Form in eine unbestimmte Form zurückführen kann.
Unter Umständen versperrt mir der Gegenstand im nächsten Jahrhundert die Landschaft.[...]
Joseph Beuys in: "Ein Gespräch/Una discussione : Beuys, Kounellis, Cucchi, Kiefer "
hrsg.: J.Burckhardt 1986

[...] : die technische Reproduzierbarkeit des Kunstwerks emanzipiert dieses zum ersten Mal in der Weltgeschichte von seinem parasitären Dasein am Ritual. Das reproduzierte Kunstwerk wird in immer steigendem Maße die Reproduktion eines auf Reproduzierbarkeit angelegten Kunstwerks. [...]
Walter Benjamin : " Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit " ~ 1936



Obwohl nicht alle hier gezeigten arbeiten am computer geschaffen wurden, gilt für alles visuell erfassbare in diesem medium, daß es erst durch das aufrufen der daten in der für unsere wahrnehmung relevanten form sichtbar wird. Dabei ist es irrelevant, ob direkt aus den technischen möglichkeiten des rechners generiert, oder über das digitalisieren von stofflichen vorlagen in die rechnerexistenz transponiert wurde.

Wer sich auf diese website einlässt, wird bald feststellen, das fast jedes projekt - relativ zur www.norm - ausufernde grafikdateien enthält. Elektrozeichnung, vertikal & horizontal z.b. basieren auf einem system der fortführung, in einer gewissen weise diskontinuierlichen entwicklung einer bitmapgrafik. Diskontinuierlich, da der genese der grafik keine inhaltlichen oder gestalterischen parameter zugrundegelegt wurden, außer dem prinzip des "weiterzeichnens" auf der vorlage/grundlage des bis dahin gezeichneten. Da wir gewohnt sind, entwicklung kausal anhand inhaltlicher oder formaler aspekte auszumachen, wäre der terminus >entwicklung< zwar technisch schlüssig ( jede zeichnung ensteht aus der vorhergehenden, jede zeichnung kann basis für eine unbegrenzte anzahl an weiterführungen sein , jede zeichnung wird also aus der vorhergehenden entwickelt ) da es aber für die form der weiterentwicklung keine, aus der gestalt des entstandenen abzuleitende begründung gibt, denke ich, daß der begriff > fortführung< den arbeitsprozess präziser umschreibt.

Ich bin mir ziemlich sicher, daß so gut wie jeder website-besuchende nur stichprobenartig durch die sites von elektrozeichnung etc. surfen wird. D.h., ein großer teil der zeichnungen wird, ausser von mir während des zeichnens, nicht mehr aktiviert werden. Da scheint der aufwand, von aussen betrachtet und gemessen am effekt, schon dezent ridiculös..

Die art des zeichnens, die mir der rechner ermöglicht, kommt einer utopie von mir sehr nahe: aus dem nichts in die leere arbeiten. Da linie, die immaterielle grundlage für strich, der geist von strich, die basis für wahrnehmung, aus der geistigen verbindung von punkten im physischen und im imaginationsraum genährt wird, wäre eine reine form des zeichnens reine vorstellung, übermittelt als vorstellung... nun mach' ich mich aber auch gern mal schmutzig, so hat das zeichnen am rechner für mich zwar eine mittlerposition zwischen meinem "papiertun" und dem liniendenken, kann aber beides nur ergänzen, nicht ersetzen...