PYGMALION

in den METAMORPHOSEN erzählt ovid von einem könig auf zypern, der sich, da keine lebendige frau seinen idealen entsprach, eine lebensgroße frauenfigur aus elfenbein zurechtschnitzelt ( latex gab's für diese zwecke noch nicht. )

Durch die Fehle gekränkt, die dem weibliche Sinne so häufig
gab die Natur, verlebte Pygmalion ohne Genossin
einsame Tag, und entbehrt ehlos's des geselligen Lagers.
Jetzt mit bewunderter Kunst voll Leichtigkeit schnitzet er helles
Elfenbein und gibt ihm Gestalt, wie nimmer noch aufwuchs
irgendein Weib und betrachtet sein Werk mit inniger Liebe.
[...]

[ übertragung von Johann Heinrich Voß 1798 ]

GALATEA ist im altertum zwar nicht bekannt als name für das produkt pygmalions und wird auch in ovid's metamorphosen in dieser funktion nicht erwähnt, gilt aber meines wissens spätestens seit klassizistischer antikenrezeption als name für die von pygmalion zusammengewerkelte. GALATEA ließe sich laut j.hazel's & m.grant's lexikon antiker mythen mit : "weiß wie milch" übersetzen. möglicherweise entstand der name als anspielung auf die elfenbeinerne herkunft dieser frauenskulptur.

nachdem sich also pygmalion sein zahnpüppchen gebastelt hat, ist er so sehr von der vollkommenheit der eigenen creation überzeugt, daß er vor lauter verliebtheit wünscht, das ding möge doch leben.
laut ovid gewährt ihm aphrodite/venus diesen wunsch und belebt galatea, bevor das elfenbein den altersgilb erreicht.

pygmalion war lange eine art künstlermythos. der kreator, der demiurgengleich zum leben bringen konnte... was allerdings nicht so ganz stimmt: pygmalion hat sozusagen ausserhalb der gebärmutter das getan, was sonst im uterus geschieht: die form geben. diese form, die im frauenbauch im biologischen sinne von der befruchtung an lebt, musste bei pygmalion nachträglich, also nach vollendung der formgebung, durch venus belebt werden...

also kein wachsen in die existenz, sondern ein in das SEIN stellen nach den gebrauchsvorgaben der schon existenten produzenten.

[ georg bernhard shaw's: new pygmalion , weiter bekannt in der musicalversion: my fair lady : legt den schwerpunkt auf den konflikt, den das didaktische gestalten am lebenden "objekt" hervorruft. eliza lebt bereits, soll aber von prof. higgins nachträglich neugeformt werden. im musical tritt venus bei higgins da auf, wo die eigenpersönlichkeit elizas die angelernte persönlichkeit durchdringt.... d.h. die erkenntnis des lebendigen bringt die liebe. allerdings auch erst, nachdem die manipulationen am sozialverhalten elizas sich in einer "neuen" person manifestiert haben...]

wasistdiemoral?

kunstschöpfung wird erst durch liebeszufügung belebt und resultiert im allgemeinen aus weltwahrnehmungspreferenzonanie